Au Pair in Norwegen
Erfahrungsbericht von Paulina
Mein Name ist Paulina, ich bin 23 Jahre alt und bin seit Anfang Oktober bei einer ganz wunderbaren Gastfamilie in Oslo. Ich habe in Deutschland Grundschullehramt studiert und im Sommer 2020 mein Examen bestanden. Statt Referendariat stand für mich allerdings einige Monate Ausland auf dem Programm. Und ich kann nur alle dazu bekräftigen: Macht es! Ich wachse so sehr an allen Erfahrungen, die ich hier machen darf und ganz nebenbei ist die Natur Norwegens der absolute Hammer.
Zu mir:
Nach meinem Abi 2015 wollte ich bereits als Au Pair nach Amerika, was ich jedoch dann recht kurzfristig absagte und stattdessen ein Jahr mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen arbeitete. Nie war die Idee, doch noch ein Au-Pair-Jahr zu machen komplett vergessen. Ich begann zu studieren, machte Praktika und der Wunsch nach einer Auslanderfahrung wurde größer. Da mich die Arbeit mit Kindern einfach total erfüllt und das Au-Pair-Jahr immer noch ausstand war schnell klar: Na dann eben nach dem Studium! Gesagt, getan. Die Agentur ActiveAbroad unterstütze mich wirklich total, ich habe mich immer sehr gut aufgehoben gefühlt. Bei Fragen wurde ich jederzeit gut beraten.
Der Bewerbungsprozess und…CORONA:
Nach und nach hatte ich alle Unterlagen beisammen und war überglücklich, als mir gesagt wurde, dass mein Profil nun für Gastfamilien verfügbar ist. Doch da kam Corona und damit auch meine Zweifel, ob es nicht doch sinnvoller wäre, einfach ins Referendariat zu starten. Zum Glück hatte ich meine tolle Ansprechpartnerin, die mir ins Gewissen redete, dass ich doch abwarten und positiv bleiben soll. Und tadaaa: der erste Familienvorschlag kam im März 2020. Daraus wurde dann leider nichts, jedoch bekam ich einige Wochen später den nächsten Vorschlag und es war sofort klar: da will ich hin! Keine Worte können beschreiben wie sehr ich mich gefreut habe, als die Familie eine Zusage gab und ich wusste: am 8. Oktober geht’s los!
Die Gastfamilie:
Meine Gastfamilie wohnt 20 Minuten mit dem Bus entfernt vom Zentrum Oslos. Die Gastkinder sind 4 (fast 5), 12 und 14 Jahre alt. Alle sind begeisterte Skifahrer und dementsprechend sportlich und aktiv. Die beiden Jungs, vor allem der Ältere, sind sehr selbstständig und brauchen meine Kompetenzen als „Bespaßerin“ eher weniger, da wird dann eher bei den Hausaufgaben geholfen, ein Spiel gespielt oder dazu animiert Gitarre spielen zu lernen. Meine Gasteltern sind so unglaublich lieb, helfen mir bei allem was ansteht, haben stets Verständnis, wenn ich mal Heimweh habe, hören zu und nehmen mich dann auch gerne mal in den Arm. Vor allem zu meiner Gastmama habe ich ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut. Da wird am Abend dann doch mal ein Gläschen Wein getrunken und sich über den aktuellen Tratsch der Kindergartenmuttis unterhalten.
Meine Aufgaben:
Mein typischer Tag sieht so aus: Aufstehen um 6:30, Brotzeit machen für die Jungs, Frühstück vorbereiten für alle und möglichst gute Stimmung bei der Kleinen machen, sodass sie dann auch Lust hat, sich ganz flott anzuziehen und in den Kindergarten zu stürmen. Das klappt meist so semi-gut, sodass der Morgen meist relativ anstrengend ist. Da meine Gasteltern seit November im Home-Office und dementsprechend zuhause sind, sind Paulinas Ideen, sich mal ganz schnell anzuziehen und das iPad wegzulegen oft nicht so gern gesehen. Das macht alles natürlich nicht weniger anstrengend, man ertappt sich aber dabei, wie man immer bessere Möglichkeiten findet, das Kind auszutricksen und am Ende doch „das beste Au-Pair der Welt“ ist. Die Kleine wird dann also in den Kindergarten gebracht, sodass ich dann erstmal etwas Zeit für mich habe. Nun steht leichte Hausarbeit an: Wäsche wird gewaschen, aufgehangen, zusammengelegt und aufgeräumt, die Kinderzimmer werden aufgeräumt und die Betten gemacht. Dienstag und Donnerstag geht’s dann zum Sprachkurs. Es ist so cool zu merken, wie die Sprache immer mehr zur Normalität wird und man in wenigen Monaten schon viel versteht und sich auch ganz gut ausdrücken kann. Der Sprachkurs unterstützt dabei mit der nötigen Theorie und man lernt neue Leute kennen, was natürlich auch immer gut ist. Um 16:00 wird die Kleine dann vom Kindergarten abgeholt, es wird gekocht (meine Gastfamilie bekommt am Sonntag immer eine Essenslieferung mit Rezepten, die ich dann eben genau so nachkoche – man muss dafür kein großer Koch sein), gemeinsam gegessen und aufgeräumt. Danach spielen wir meist etwas, gehen raus, basteln, malen, singen, und nach einem weiteren Snack kurz vor dem Schlafen gehen („Kveldsmat“) geht’s dann ins Bett – das übernehme manchmal ich, manchmal meine Gasteltern. Am Abend skype ich dann oft mit meinem Freund und meiner Familie, genieße es aber auch oft, einfach eine Serie zu schauen und früh schlafen zu gehen. Auch meine Wochenenden packe ich gerne voll mit Unternehmungen. Durch Corona sind Ausflüge leider nur bedingt möglich, ich versuche aber viel spazieren zu gehen, mit Au-Pairs zu kochen, Filmabende zu machen oder mit meinem Gastkind Blödsinn zu machen. In der Weihnachtszeit haben wir total viel gebacken und gebastelt.
Mein Weihnachten 2020: Das erste Weihnachten in einer anderen Familie:
Bereits als ich noch in Deutschland war habe ich mit meiner Gastfamilie ausgemacht, dass ich Weihnachten in Norwegen bleibe. Wir verbrachten 10 Tage in einer Hütte in den Bergen. Es war traumhaft schön. Ich wurde wie ein Familienmitglied behandelt und fühlte mich so wohl. Da sich meine Familie in Deutschland sowieso in Corona-Isolation befand, war es auch halb so wild für mich, Weihnachten getrennt von ihnen zu verbringen. Wir schlugen den Weihnachtsbaum selbst, dekorierten Plätzchen, hörten Weihnachtsmusik und tranken Glühwein. Wir aßen ein traditionelles, norwegisches Weihnachtsmenü und die Kinder konnten es kaum mehr abwarten, ihre Geschenke endlich öffnen zu dürfen. Das waren wirklich wunderschöne weiße Weihnachten. Über Silvester flog ich dann zu meinem Freund nach Deutschland, was mir auch sehr guttat.
Fazit:
Es liegen jetzt noch 5 Monate vor mir, die ich in vollsten Zügen genießen werde. Norwegen war eine gute Entscheidung, auch wenn einige Erziehungsmethoden nicht ganz meinen Vorstellungen entsprechen. Man lernt offen für andere Kulturen und Meinungen zu sein, geduldig zu sein, auch wenn es erstmal unmöglich erscheint und vor allem lernt man sein Zuhause, seine Freunde und Familie so richtig zu schätzen. Ich habe hier eine zweite Familie gefunden, die ich für immer in mein Herz geschlossen habe. Springt über euren Schatten, raus aus eurer Komfortzone und los geht’s!