Au Pair in Neuseeland

Erfahrungsbericht von Nicole

Ein Jahr "allein" am anderen Ende der Welt

Idee + Vorbereitung

Das Abitur hatte ich hinter mich gebracht, aber was jetzt? Die Frage stand schon seit einiger Zeit im Raum und trotzdem hatte ich einfach keinen Plan was ich später mal werden soll. Um mir also noch ein wenig Denkzeit zu erkaufen und darüber hinaus auch Erfahrung zu sammeln, fing ich an Informationen über ein Auslandsjahr zusammenzutragen. Am Ende entschied ich mich für einen Au Pair Aufenthalt in Neuseeland. Natürlich hätte ich als englisch-sprachiges Land auch England, Schottland, Irland oder sogar Australien wählen können (vor allem da Neuseeland ja schon wirklich sehr weit weg von der Heimat liegt). Allerdings kommt man dort vermutlich ja eher nochmal einfach so als Urlauber hin – so mein Gedanke.

Also los ging es. Ich musste allerlei Dokumente zusammentragen, beantragen und auch einige soziale Stunden mit Kindern ansammeln, bevor ich mich überhaupt bewerben konnte. Ich stand von Anfang an in einem recht engen Kontakt mit einer Agentur, was mir auch wirklich gut bei der Vorbereitung half. Tja… so kam alles langsam aber sicher zusammen. Irgendwann war mein Steckbrief dann auch weitergegeben an die neuseeländische Partneragentur und ich somit auf dem Markt. Das war der Punkt, an dem ich wirklich super nervös war. Ich hatte ja noch nichts dergleichen vorher gemacht oder erlebt und wusste nicht wie viele oder ob überhaupt Angebote kommen würden. Ich hätte mir allerdings nicht wirklich Sorgen machen müssen, den nur ein paar Tage später hatte ich schon 3 Angebote von Familien. Mit diesen Familien habe ich dann auch gar nicht wirklich viele E-Mails ausgetauscht, sonder recht schnell Viedeogesprächstermine ausgemacht. Quasi eine Art Bewerbungsgespräch. Ich war auch da super nervös (auf englisch das Ganze!), aber ich habe super schnell mit der ersten Familie geklickt und trotz anderer Gespräche mit andern Familien letztendlich auch diese gewählt. Ihr solltet immer bedenken, dass ihr diejenigen seid, die ein ganzes oder halbes Jahr dort in der Familie leben. Die Chemie und deren Angebot sollte also definitiv ansprechend für dich sein. Schließlich sollst du dich ja auch wohl fühlen in deiner Arbeitsumgebung. Nachdem die Familienwahl (2 Kids – Zwillinge – Junge und Mädchen – 8 Jahre alt  und ein Hund) dann bestätigt war, ging es eigentlich vor allem um die Reisevorbereitungen (das ganze war übrigens im September). Ich hatte eigentlich vor im Januar 2020 anzufangen, aber mit dieser Familie wurde ich erst Anfang März gebraucht. Ich hatte also wirklich noch recht viel Zeit. Die Zeit verging auch wie im Flug und ca. 2 Wochen vorher hatte ich dann begonnen meinen Koffer zu packen – und er war verdammt voll (25kg voll ausgelastet).

Reise

Der Koffer war gepackt, die nötigen Dokumente alle nochmal 5-fach überprüft worden und los sollte es gehen. Wäre da nicht Sturm Sabine gewesen. Am Vorabend war sie herangezogen und war auch an meinem Abflugtag nicht wirklich abgeschwächt. Auf der Internetseite der Fluggesellschaften standen sehr kontroverse Informationen und wir wussten nicht wirklich, ob mein Flug jetzt geht oder nicht. Fasst hätten wir nicht mitbekommen, dass er immer noch für die vorhergesehene Zeit eingetragen war und hätten dann ein ganz schönes Problem gehabt. Also schnell Jacke an und los. Am Flughafen war es dann noch ein ewiges Gewarte mit ständigem Nachfragen. Letztendlich musste mein Anschlussflug in Dubai umgebucht werden, da mein Flug von München aus nicht vor dem späten Abend (er war für Vormittags angesetzt gewesen) den Flughafen verlassen konnte aufgrund des Sturmes. Da natürlich alle anderen Flüge auch dementsprechend durcheinander gekommen waren, herrschte dann als ich durch die Sicherheitskontrolle musste  auch ein totaler Menschenauflauf und die Verabschiedung von meinen Eltern fiel dementsprechend hastig aus. Die Flüge selbst waren recht entspannt, trotz der Länge und der Tatsache, dass ich noch nie zuvor alleine geflogen war. Schon gar nicht so eine weite Strecke.

Ankunft

Gestartet war ich in Deutschland im Winter. Dementsprechend war ich auch in ungefähr 5 Schichten unterwegs. Allerdings war ich nun im neuseeländischen Spätsommer gelandet. Also erste Tat nach meiner Ankunft… Koffer auf und drastischer Kleidungstausch. Danach fand ich dank einer Karte und Beschreibungen meiner Organisation auch recht schnell den richtigen Bus, der mich dann zu einem Hotel brachte, das vorher durch meine Organisation schon für mich gebucht worden war. Dort würde ich eine Nacht verbringen und mit ein paar anderen an einer Orientierungsveranstaltung der Organisation teilnehmen, bevor ich meine Gastfamilie treffe. Es war schön auch andere um mein Alter herum zu treffen (erstaunlich viele andere Deutsche) und mich mit ihnen anzufreunden. Meine Orietierungsgruppe hat auch später noch einige Trips zusammen veranstaltet.

Viele wurden am Abend des zweiten Tages dann von ihren Familien abgeholt. Da meine jedoch etwas ausserhalb dieser Region wohnt, wurde ich in ein Taxi gesetzt, zum Hauptsitz der neuseeländischen Organisation gefahren und dort haben mich meine Gasteltern dann abgeholt. Der erste Kontakt war natürlich erst einmal etwas schüchtern, aber sie haben mich wirklich herzlich begrüßt.

Eingewöhnung

Erst einmal muss ich erwähnen, dass zu der Zeit als ich ankam in meiner Familie noch deren vorheriges Au Pair ( auch aus Deutschland) dort war und mich für ca. 1 Woche an meine Arbeitsgänge herangeführt hat. Das machen Familien nicht immer, aber es hat mir wirklich sehr geholfen mich an den neuen Alltag heranzutasten. Ausserdem hat sich mich auch in ihren schon bestehenden Freundeskreis miteinbezogen und mir schonmal ein paar schöne Orte nahe unseres Hauses gezeigt. Nachdem sie weg war hat es natürlich einige Wochen gedauert, bis ich einigermaßen im Arbeitsalltag drin war, aber es war nicht wirklich schlimm. Ich war auch wirklich noch sehr unsicher am Anfang und wusste nicht so Recht wo meine Erziehungs- und weiteren Grenzen liegen, weshalb ich bei jeder Kleinigkeit nachgefragt habe. Es hat auch nicht geholfen, dass ich meinen Gastvater anfangs kaum verstanden habe [starker Kiwi (neuseeländischer) Akzent gepaart mit in den Bart nuscheln verträgt sich nur semi-gut mit dem europäischen Gehör für die englische Sprache]. Was mir aber wirklich extrem geholfen hat, war einfach mit ihnen darüber zu reden. Sie sind auch nur Menschen und wollen nicht, dass du dich total unwohl fühlst. Falls also irgendwas unklar war, konnte ich immer zu ihnen kommen (was ich anfangs trotzdem nur sehr vorsichtig tat) und dafür bin ich immer noch sehr dankbar. Auch hier gilt also: Communication is key! Inzwischen stehen wir auch nachdem ich wieder in die Heimat zurück gekehrt bin in regem Kontakt (z.B. spiele ich einmal die Woche Dungeons&Dragons – ein sogenanntes „Pen and Paper“ Spiel – mit meinem Gastvater und einiger seiner Freunde, die ich dort auch kennenlernen durfte.).

Übrigens auch an das Auto fahren musste ich mich eine ganze Weile gewöhnen! Der Linksverkehr in Verbindung mit 4-5 spurigen Autobahnen können schon für leichte Magengeschwüre sorgen. Denn man darf nicht vergessen! Als Au Pair ist man dafür zuständig die Kinder und sich sicher von A nach B zu bringen. Es lastet also vor allem anfangs ein ganz schöner Druck auf einem. Trotzdem war auch diese Hürde nach einiger Zeit überwunden – Ich saß ganz lange Zeit neben meinen Gasteltern im Auto um mich an den Verkehrsfluss zu gewöhnen. Vor allem in der Nähe der Stadt mit den vielen verschiedenen Spuren, Ampeln und regem Verkehr (Auckland Innenstadt) ist man relativ großem Stress ausgesetzt. Trotzdem sollte man auch die schmalen, kurvigen Straßen an Klippen und in den Bergen nicht unterschätzen (anfangs ist das schon ein wenig gruselig). Was mir jedoch am meisten Probleme bereitet hat, waren jegliche Ein- und Ausfahren zu Geschäften, Parkgaragen oder sonstigem. Ich kann aber mit Überzeugung sagen, dass Übung wirklich den Meister macht und ich nach einiger Zeit extrem viel Spaß am Fahren hatte (VOR ALLEM auf den mehrspurigen Autobahnen).

Lockdown

So ca. nach meinem ersten Monat ging es dann richtig los. Die Corona Welle, von der man bisher eher wenig gehört hatte erreichte Neuseeland. Die Regierung hat extrem schnell reagiert und auch sofort rapide eingegriffen. Dieser Eingriff bekam den Namen Lockdown Level 4 . Die Regierung hat quasi sobald die Infektionen zunahmen eine Art Level-System eingeführt um der Lage Herr zu werden. Seit dem bis zu dem Moment an dem ich wieder nach Hause geflogen bin, waren die Landesgrenzen geschlossen. Das alles ging übrigens sehr schnell und überraschend, sodass es anfangs wirklich etwas verwirrend war. Alles in allem hat diese System allerdings gut funktioniert und war auch gut verständlich und kaum verwirrend (anders als momentan uneinig in Deutschland). Zusätzlich haben sie sich auch große Mühe gegeben viel Auskunft zu geben und so die Leute nicht zu beunruhigen. Auch meine Organisation stand die ganze Zeit über in Kontakt mit mir, hat neueste Informationen geteilt und sich nach meinem Befinden erkundigt. Das war wirklich eine tolle Unterstützung neben meiner Familie.

Joa. Da saß man dann also… Der Lockdown war einberufen, die meisten Läden geschlossen, das Ausgangsverbot ausgesprochen, Schulen geschlossen und Eltern dazu berufen von zuhause aus zu arbeiten. Da auch die Schulen anfangs total überfordert waren, gab es noch keinen wirklichen Ersatzunterricht und ich wurde kurzerhand – neben meiner anderen Aufgaben - zur Lehrerin ernannt. Es war ein ganz schön komisches Gefühl. Plötzlich waren alle immer anwesend und ich kam mir am Anfang total beobachtet vor. Nach und Nach spielte sich das Ganze jedoch mehr und mehr ein. Anfangs hatte ich 30 Stunden die Woche gearbeitet. Da die Kinder nun jedoch den ganzen Tag da waren (keine Schule!) und ich ihnen vormittags sogar beim lernen half, arbeitete ich jetzt 40 Stunden. Das war zwar herausfordernder, aber erstens bekam ich mehr Gehalt (viele Au Pairs hatten das „Pech“, dass die Eltern mehr freie Zeit hatten und sie so eigentlich kaum noch gebraucht wurden – auch eine extrem verwirrende und belastende Situation), zweitens konnte ich viel mehr zusammen mit den Kindern und dem Hund machen (sie mussten dann auch auf die harte Tour lernen, dass ein Hund jeden Tag raus möchte – diese Aufgabe hatte davor ja immer ich übernommen, solange sie in der Schule waren) und drittens wurde ich auch sehr oft abends von meinem Kochdienst abgelöst.

Obwohl wir uns alle erstmal an diese neue, unbekannte und auch ein wenig beängstigende Lage gewöhnen mussten, fand ich sie nach einiger Zeit wirklich ganz schön. Mal abgesehen davon, dass man natürlich keine Freunde treffen, nicht Reisen oder Teamsport machen konnte, sind wir uns alle unglaublich viel näher gekommen als Familie. Hatten vorher alle irgendwie einzeln zu komplett unterschiedlichen Zeiten gegessen, wurde dann für alle gekocht (meine Gasteltern haben mir manchmal sogar ein bisschen Unterricht gegeben!) und jeden Abend als Familie zusammen am Tisch gesessen und gegessen. So simple das auch klingen mag… Wenn es nicht stattfindet, fehlt es einem doch enorm. Auch an den Wochenenden haben wir zusammen Spiele gespielt, Filme angesehen und einfach viel Zeit miteinander verbracht. Also eigentlich eine wirklich tolle Gelegenheit, die – wie ich finde – auch bedeutend zu unsere jetzigen Beziehung beigetragen hat. (Dabei habe ich übrigens auch herausgefunden, dass meine Gasteltern extrem gut im Karaoke singen sind).

Ich hatte übrigens auch durchaus zu meinem Freunden aus der gemeinsamen Orientierung Kontakt über den Lockdown hinweg. Oft Freitag Abends würden wir uns via eines Skypegruppenchats zusammen setzen, miteinander plauschen und online Brettspiele spielen. Es hat auch ganz gut getan sich einfach über die unterschiedlichen Situationen und Lagen in den Familien auszutauschen, darüber zu diskutieren und evtl mit gut gemeinten Ratschlägen zu helfen. Das eine oder andere Mal gab es dann auch mal ein Bierchen dazu (natürlich nur mit Einverständnis der Familie) und das Ganze wurde mehr und mehr zu einer Art Online Stammtisch.  Nach ca. 2 Monaten wurde das Level dann für weitere 4 Wochen auf Level 3 (Takeaway war wieder möglich und wurde auch sofort mit überschwänglicher Freude in Anspruch genommen ;)) gesenkt, danach für lange Zeit auf Level 2 (viele Geschäfte durften wieder öffnen, Reisen wurde möglich aber nicht empfohlen) und dann irgendwann endlich auf Level 1 (fast alles wieder normal, Maskenpflicht in allen Transportmitteln).

Wochenendtrips

Den ersten Monat hindurch vor dem ersten Lockdown hatte ich mich noch nicht so sehr dem Reisen gewidmet. Ich hatte mich erst einmal eingewöhnen wollen. Sobald Neuseeland wieder auf Level 1 zurück gegangen war, ging es jedoch los mit den Wochenendtrips. Nachdem ich nun ewig zuhause festgesessen hatte und schon Angst gehabt hatte, dass das Reisen nun endgültig ins Wasser fallen würde, war ich natürlich umso mehr darum bemüht das jetzt nachzuholen. Hier ein paar Orte...

Mein erster Wochenendtrip ging mit fast meiner ganzen Gruppe auf die Insel „Waihiki“, die vor allem für ihren Weinanbau bekannt ist. Bei dieser Gelegenheit wollten wir uns natürlich auf keinen Fall ein Wein Testing entgehen lassen, wobei ich empfehle sich bei der Auswahl des Gutes gut zu informieren. Ansonsten gibt es auch wunderschöne Strände, ein Kino und sehr niedliche Läden und Stände:
In die Region Coromandel ging es für mich 2 mal. Viele schöne Strände, die berühmte Cathedral Cove, der Hot Water Beach – wo man sich selbst einen kleinen heißwasser Pool graben und die Sterne darin bestaunen kann, eine wunderschöne Küstenstraße entlang des Meeres und vieles mehr:

Auch meine Reise im Campervan für 10 Tage von Auckland nach Wellington über ein paar Stops, weiter nach New Plymouth und wieder zurück war eine interessante Erfahrung. Zusammen mit 3 weiteren Freunden waren wir unterwegs. 2 Fahrer und weite Strecken in einem nicht beheizbaren Campervan während der neuseeländischen Wintermonate (Juli – Winter auf der Südhalbkugel) sind schon wirklich mal was anderes.

In Rotorua war ich zweimal. Dort gibt es allerdings so viel zu sehen und tun, dass man locker auch noch ein drittes oder viertes Mal zurück kommen könnte. Mein Liebling dort war das Wildwater rafting. In Rotorua gibt es nämlich den höchsten befahrbaren Wasserfall (7m hoch) der Welt. 7 m mag sich erstmal nicht sehr hoch anhören, hat aber aus der Nähe ein ganz andere Wirkung auf einen. Obwohl ich eigentlich Angst vor Höhen und dem Fallen habe, hatte ich einfach nur eine großartige Zeit und trotz niedriger Wassertemperaturen den Spaß meines Lebens – wo auch unser genialer und lustiger Guide zu beigetragen hat. Trotzdem lohnt es sich aber auch die bekannten Guysiere und eines der Maori Dörfer zu besuchen.

Im Sommer waren wir dann auch mal über ein langes Wochenende im Norden unterwegs. Vor allem bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen lohnt es sich die Bay of Islands, Cape Reinga (wo zwei Meere ineinander fließen) , den Ninty Miles Beach (hier kann man auch super mit dem richtigen Auto entlang düsen) und die kleinen Küstenstädte zu erforschen. Besonders toll war unsere kleine Segeltour mit Mittagessen, Baden und Schnorcheln auf einer kleinen Insel weiter draussen an der Bay of Islands.

Das wirklich erstaunliche an Neuseeland ist ja, wie unglaublich wandelbar die Inseln sind. Man fährt so dahin und kommt durch die unglaublichsten Abschnitte hintereinander. Man findet ein kleines Stück Spanien oder Italien im Norden und wieder komplett andere Gebiete weiter im Süden. Auf der Südinsel gibt es Berge, die an Österreich erinnern können, Felder und Hügel, die an Bayern erinnern, weite Grasflächen die einen in die amerikanische Prärie tragen und dann auch ganz eigene zauberhafte neuseeländische Welten. Es ist wirklich etwas extrem wunderbares und lässt einen jegliche Grenzen vergessen. Extrem schwierig zu beschreiben aber auf jeden Fall lohnenswert zu erleben.

Auch in Wellington war ich ein paar Mal, denn dort hat eine Freundin von mir ihr Demi Pair Programm gemacht. Dementsprechend habe ich sie natürlich auch besucht. Wellington ist zwar die Hauptstadt Neuseelands, Auckland allerdings die Größte. Interessanter Weise, gefällt es Leuten oft dort besser, wo sie leben – in Hinsicht auf die zwei Städte. Während ich sehr gerne in Auckland gelebt habe, fand meine Freundin die Stadt viel zu groß und belebt. Das schöne an Wellington dagegen ist, dass eigentlich alles in Gehreichweite liegt, was sie für mich als Auckland Bewohner fast auf Dauer schon wieder ein wenig zu gemütlich gemacht hat. Nichtsdestotrotz ist Wellington eine sehr schöne Stadt. Nur etwas windig für meinen Geschmack. Eine wirkliche schöne Erfahrung, die ich dort zusammen mit ihr gemacht habe, war unsere geführte Herr der Ringe Tagestour. Als große Fans hatten wir natürlich auch schon einiges an Vorwissen und auch definitiv keine Scheu irgendwelche Szenen and den entsprechenden Schauplätzen nachzustellen. Das hätte natürlich nie so gut funktioniert ohne unsere großartigen und liebsten Guids, die auch als Fotografen herhalten mussten (und dabei einen verdammt guten Job gemacht haben!). Insgesamt sind die Leute in Neuseeland einfach unglaublich herzlich und offen… Vielleicht ist das auch einer der Gründe, warum Neuseeland einem so schnell ans Herz wächst.

Gegen Ende meines Aufenthaltes haben wir dann noch einmal einen Trip um die Region Taupo herum gemacht um uns die wunderschönen Huka Fälle (für mich schon das zweite Mal) und blue springs anzusehen...

...wir haben zusammen das chinesische Neujahr gefeiert und sind am nächsten Tag auf ein neuseeländisch-indisches Holyfestival (Farbfestival) gegangen. Es herrscht bei beiden Events eine unglaubliche Energie, die allerdings gegensätzlicher nicht sein könnte. So oder so war beides ein wirklich tolles Erlebnis, dass ich nur weiterempfehlen kann!

Ganz zum Schluss habe ich es dann auch noch endlich geschafft den Schicksalsberg zu sehen und an ihm vorbei zu wandern. Der Vulkan, bei dem alles anfing und auch endete in der Herr der Ringe Saga. Das sogenannte Tongariro Crossing, dass man dafür absolvieren muss dauert ca. 8 Stunden und ist kein Rundweg! Wir wurden also sowohl hingebracht als auch wieder abgeholt, da wir sowieso mit einem Guide unterwegs waren. Unsere Gruppe war recht klein und wir haben letztendlich tatsächlich nur 6 Stunden gebraucht. Obwohl es schon anstrengend ist, ist es definitiv NICHT so zermürbend wie der Aufstieg zum Roys Peak in Wanaka (Angegeben sind 6 Stunden für hoch und wieder runter. Wir bracuhten 5 Stunden hoch und auch 2 Stunden wieder runter)!

Neue Hobbies

Jede Mutter und/oder Hausfrau dürfte mir zustimmen, wenn ich sage, dass man nach der täglichen Arbeit mit Kindern, Hund und Haushalt auch einen kleinen Ausgleich braucht. Etwas das einen in anderer Art und Weise fordert und einem zudem auch Spaß macht. Da ich ja auch tagsüber fast nur zuhause war, war es auch mal wichtig abends rauszukommen und andere Leute zu treffen. Zusätzlich geht man natürlich nicht wirklich großen körperlichen Betätigungen nach… Da tut ein bisschen Bewegung schon gut!

Da ich vor einigen Jahren schon Karate gelernt hatte und die Kinder auch zum Karate gingen, habe ich mich anfangs des Jahres spontan entschlossen auch in deren Verein beizutreten. Das hatte sogar mehrere Vorteile. Da ich selber hingegangen bin, konnte ich die Kinder einfach mitnehmen (ansonsten hätten die Eltern sie hinbringen müssen – ich hätte dann schon Dienstende gehabt) und ein gemeinsames Hobby mit den Kindern zu haben, hat sie sowohl motiviert als auch uns näher zusammengebracht.

Später habe ich dann durch eine neu kennengelernte Freundin und deren Gastmutter Zumba kennengelernt. Ich hatte mich davor nicht wirklich damit beschäftigt und es noch nie ausprobiert, aber sie haben mich einfach zu einer kostenlose Probestunde mitgenommen. Da hat es dann auch so richtig eingeschlagen. Bis sie dann leider weggezogen sind, haben sie mich mitgenommen und das gemeinsame Training hat unendlich viel Spaß gemacht. Ich bin auch danach noch weiter hingegangen und bin jetzt auch immer noch im Kontakt mit meiner Lehrerin. Gleiches gilt übrigens auch für meine Karate Trainerin. Durch die neuen Clubs und Aktivitäten habe ich also auch super viele nette und interessante Leute kennengelernt.

3 Wochen Südinsel

Direkt nach Weihnachten ging es dann richtig los. 3 Wochen Urlaub am Stück, um die „gesamte“ Südinsel einmal zu umfahren und zu besichtigen. Gestartet sind wir in Christchurch, weiter ging es nach Dunedin, dann Invercargill und der Bluff, Lake… , in Queenstown waren wir über Neujahr: Wanaka und Mt Cook inklusive und danach ging es über die Westküste (Milford Sound, Franz Joseph Gletscher, Nelson, Picton,) wieder zurück nach Christchurch. Nach Christchurch sind wir geflogen (Von Auckland) und ab da waren wir mit einem kleinen Mietwagen (unser viel geliebter Susuki Swift – auch Taylor genannt) unterwegs. Zugegebener maßen, war es bei 3 Personen mit jeweils einem rießigen Koffer, 1 oder 2 Rucksäcken und unseren Kühl- und Provianttaschen immer recht kuschelig. ABER es hat funktioniert! Man hätte auch meinen können, dass wir uns irgendwann extrem auf die Nerven gehen werden, aber tatsächlich gab es diese Momente eher selten. Tatsächlich haben uns diese 3 Wochen eher noch enger zusammen geschweißt und wir haben selbst jetzt alle noch engen Kontakt miteinander! (Bilder immer von links nach rechts)

Dunedin (Alter Bahnhof, Strand + Schafe, die steilste Straße der Welt, Dunedins Burg)

Invercargull – Am Südlichsten Punkt Neuseelands

Te Anau (Moore und dichte Waldwege)

Queenstown

Milford Sound (m.o. Die Pose vom Film Titanic darf natürlich nicht fehlen, ein Delphin, Robben und der Kea – der neuseeländische Bergpapagei – durften wir auch bestaunen)

Roys Peak (super anstrengender Aufstieg, aber man wird belohnt!)

Wanaka (Bekannt für Lavendel und den Baum im Wasser)

Mt. Cook (Erhaben und von Schnee bedeckt sieht man ihn in der Ferne)

Pancake Rocks (Der Name kommt von den vielen Pfannkuchen ähnlichen Schichten)

Golden Bay (Naturschutzgebiet – Name kommt vom goldenen Sand der Buchten)

Christchurch (Wunderschöner botanischer Garten, dort bin ich geritten)

Nocheinmal - Lockdown

Kurz vor meinem eigentlichen Flugtermin kamen wir dann noch einmal zu einem Lockdown. Na ja… außerdem habe ich durch reinen Zufall (keine E-Mail oder sonstige Form der Benachrichtigung) herausgefunden, dass mein Flug sowieso gestrichen worden war. Der Lockdown war auch inzwischen eigentlich keine große Besonderheit mehr und hat normalerweise auch nicht länger als 2 Wochen gedauert. Demnach waren die Abläufe eigentlich klar und da wir bei den Großeltern waren habe ich da sogar noch ein wenig Unterstützung erhalten und auch gegeben (2 kleine Enkelkinder um die 1 Jahr alt wurden immer mal wieder vorbei gebracht, weil die Eltern arbeiten mussten.). Mitten im Lockdown hatten wir dann zusätzlich eine ziemlich hohe Tsunami Warnung, bei der wir alle evakuieren mussten. Glücklicherweise ist nichts großartiges passiert und wir selber haben gar nichts gesehen, aber das war so ziemlich eines der aufregendsten Ereignisse durch das ganze Jahr hindurch. Gegen Ende kam dann also nochmal alles zusammen.

Verlängerung

Da mein Flug ja sowieso gestrichen worden war und wir wieder einmal im Lockdown waren und nicht wussten, wie lange dieser nun anhalten würde, beschloss ich kurzerhand und nachdem ich meine Familie gefragt hatte noch einen weiteren Monat zu bleiben. Meine Familie hatte beschlossen nach mir kein weiteres Au Pair zu beschäftigen, da die Kindern nun auch schon 9 geworden waren und ich ohnehin schon das 10te Au Pair war. Trotzdem konnten sie meine Hilfe definitiv noch gebrauchen und haben mir sogar angeboten noch länger zu bleiben – was ich sehr lieb und berührend fand. Trotz Freiheit, Freunden und einer Menge guter Zeiten kam aber so langsam doch das Gefühl nach Heimat, Familie und deutschem Essen auf und so bin ich dann nach diesem extra Monat auch wirklich nach Hause geflogen.

Abreise

Irgendwie ging dann alles super schnell. Der letzte Monat verging wie in einem Wimpernschlag und ehe ich mich versah, hatte ich mich am fast leeren Flughafen von meiner Familie verabschiedet (keine Tränen übrigens), ihnen mein Abschiedsgeschenk überreicht und saß dann schon im Flugzeug. So wirklich zu begreifen war das aber selbst im Flugzeug noch nicht. Es geht wirklich dauerhaft nach Hause. Dieser Gedanke schwirrte mir zwar durch den Kopf, aber eingesunken ist er eigentlich wirklich erst nach meinen ersten Tagen zuhause. Es hat sich eher angefühlt wie ein Urlaub. Ein Urlaub für mehrere Wochen bei meinen Eltern und dann geht es wieder…. Tja – wohin eigentlich? Nach Hause? Da ist mir so endgültig aufgegangen, dass Neuseeland und meine Gastfamilie für mich zu einem zweiten Zuhause geworden sind. Leider ein sehr weites Zuhause.

Heimkehr

Zuhause angekommen, war natürlich erst einmal alles etwas anders. Plötzlich haben ja alle wieder Deutsch gesprochen! Komplett ungewohnt war es natürlich nicht, da ich ja auch in Neuseeland deutsche Freunde gefunden habe, aber ich muss sagen, ich habe Englisch wirklich zu schätzen gelernt. Es ist nicht so, dass ich Deutsch nicht mag (es ist ja schließlich meine Muttersprache), aber jetzt war eben Englisch nicht nur mehr eine Sprache, sondern ein Sprache, die für mich mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist.

Sowohl meine Eltern als auch meine Nachbarn haben mich sehr herzlich willkommen geheißen, obwohl ich keinen von ihnen umarmen durfte. Da ich ja quasi die letzten 2 Tage an Flughäfen unter Menschen zugebracht hatte, haben wir beschlossen mich erst einmal 5 Tage in meinem Zimmer zu isolieren, danach wurde ich getestet und erst dann durfte ich mich wieder „frei“ bewegen. Obwohl ich ja auch in Neuseeland an mehreren Lockdowns teilgenommen habe, war die Situation in Deutschland anfangs für mich schon sehr anders, anstrengend und auch ein wenig angsteinflößend. Also höchsten Respekt an alle, die das ganze Theater schon über ein Jahr durchhalten! Für die große Umarmung meiner Eltern haben sich die 5 Tage Isolierung übrigens definitiv gelohnt!

Veränderungen

Es ist durchaus interessant, was sich innerhalb eines Jahres so verändern kann. Manchmal kaum merklich, manchmal aber auch sehr offensichtlich. Teilweise für alle gut sichtbar und teilweise vielleicht eher etwas, dass nur einem selbst auffällt. Von vielen Au Pairs vor mir hatte ich so oft gehört, wie sehr man sich doch nach einem Jahr verändern würde. Ich selbst habe an mir während des Jahres aber kaum eine Veränderung feststellen können.

Diese Einsicht kam tatsächlich erst nach ein paar Tagen Bedenkzeit zuhause. Vermutlich war es mir einfach nicht so sehr aufgefallen, da ich ja einen Platz in der ersten Reihe dabei eingenommen habe – aka ich war dabei. Da grundlegende Veränderungen ja nicht plötzlich passieren, sondern eher langsam, ist es also durchaus möglich, dass ich mir dessen erst später bewusst geworden bin. Für meine Familie bin ich zwar anscheinend noch ziemlich die Gleiche, aber innerlich hat sich doch ganz schön was getan.

Ich bin sehr viel weniger ängstlich gegenüber neuen Situationen, traue mir dementsprechend auch mehr zu. Ich war ein Jahr lang dafür verantwortlich einen Haushalt zu führen und bin dementsprechend wesentlich ordentlicher und strukturierter geworden. Auch die eigene Einteilung der Zeit und die Fähigkeit seine Motivation selbst aufrechtzuerhalten sollte man nicht unterschätzen! Neben solchen Sachen habe ich natürlich auch viele praktische Dinge gelernt. Ich habe vorher schon ab und zu gekocht oder im Haushalt geholfen, aber alle Haushaltsvorgänge selbst zu regeln ist dann doch schon nochmal eine andere Nummer. Ich bin extrem viel flexibler und spontaner bei der Plannung und Durchführung von Rezepten geworden, hab gelernt Wäsche zu waschen und wie man alles mögliche richtig putzt. Beim Kloputzen ist die Überwindungsfähigkeit übrigens auch gefragt. Auch die Planung der eigenen Ausgaben/Sparen, die Organisation von Reisen mit mehr oder weniger Leuten unter Vereinbarung vom eigenen Urlaubspensum hat eine Rolle gespielt.

Im Grunde sind all das eigentlich Dinge die einem banal und völlig offensichtlich vorkommen können, es aber einen wahnsinnigen Unterschied macht, ob man zu ihnen in der Lage ist oder nicht. Alles in allem bin ich durch dieses Jahr innerlich (und äußerlich haha) ganz schön gewachsen und kann es einfach nur zig Mal weiterempfehlen. Stürzt euch in die weite Welt, erlebt was, lernt was und sammelt die schönsten Erinnerungen!

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