Au Pair in Irland
Erfahrungsbericht von Nadine
Wie auch viele andere Au Pairs wusste ich schon seit langem, dass ich unbedingt nach meiner Schulkarriere ins Ausland wollte. Ich konnte mich anfangs nicht entscheiden was ich im Ausland machen sollte, aber mir wurde ganz schnell bewusst, dass ein Au Pair Jahr das richtige für mich sein würde. Mich hat der Gedanke fasziniert eine komplett fremde Familie in einem fremden Land kennenzulernen.
Nachdem Corona aber im Frühjahr Alles auf den Kopf gestellt hat, schossen mir mehrere Gedanken in den Kopf und bereiteten mir Sorgen. Was ist das Coronavirus und wie kann ich mich schützen? Kann ich mein Abitur schreiben? Kann ich mein Auslandsjahr antreten? Finde ich eine Familie? Was passiert als nächstes?
Aber nach und nach haben sich viele Probleme gelöst und ich habe eine liebevolle fünfköpfige Familie kennengelernt, die ich nach dem ersten Videoanruf ins Herz geschlossen hatte. Mir war da schon bewusst, dass ich meine nächsten 11 Monate im Ausland in dieser Familie verbringen will.
Ich war sehr nervös, als ich am Dublin Flughafen angekommen bin. Dieser Flug war mein erster, den ich alleine angetreten habe, in ein komplett fremdes Land und das mitten in einer Pandemie. Gefunden habe ich meine Gastmutter aber trotzdem und ich hab mich schon sehr schnell wohlgefühlt. Ungewohnt war es trotzdem sehr, da Abstand gehalten werden musste und ich auch anfangs 14 Tage in Quarantäne musste. Meine Gastfamilie hat sich aber sehr bemüht die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten. Es ging dann auch eigentlich ziemlich schnell rum und somit konnte ich dann auch relativ bald mein richtiges Leben starten.
Ich konnte meine Familie richtig kennenlernen und am Alltag teilnehmen und endlich mit meinen drei Kindern zusammen sein. Ich wurde mit offenen Armen empfangen und so angenommen wie ich bin und so hatte ich nie Angst Ich selbst zu sein. Es bildete sich allerdings um Oktober steigende Frustration, da die Coronazahlen anstiegen und ein harter Lockdown mit einer Distanzbeschränkung von 5 Kilometern angekündigt wurde. Frustration in meiner Familie und auch bei mir, denn das hieß, dass ich immer noch nicht nach Dublin durfte. Allerdings hat niemand die Hoffnung aufgegeben, die Regeln so gut wie möglich eingehalten und immer versucht das positive zu sehen.
Mein Lichtblick war meine beste Freundin, die ich in Irland kennenlernen durfte. Sie wohnte in meinen 5 Kilometern und unser täglicher „Coffee-walk“ wurde zum Highlight des Tages. Ein anderer Lichtblick war an Weihnachten mein Besuch zuhause. Trotz Corona und vielen Ungewissheiten konnte ich meine Familie besuchen und auch ohne Probleme wieder nach Irland einreisen.
Die weiteren dunklen aber überraschend blauen Wochen wurden damit begleitet, dass meine Gastkinder online Schule hatten, das heißt sie wurden von zuhause unterrichtet. Es war eine sehr interessante Herausforderung, die aber auch mit viel Zuversicht und Hoffnung einher ging. Dadurch wurden mir auch neue Möglichkeiten klar, denn somit hatte ich viel Freizeit, die ich gestalten durfte.
Als es dann Richtung April ging, konnte niemand mehr das Wort „Lockdown“ hören. Ich habe über 7 Monate in Irland gelebt und noch keinen Schritt außerhalb meines „county“ gemacht, aber am 13. April bin ich deswegen vor Freude fast geplatzt. Es war das Warten mehr als wert, ich habe jede Sekunde in Dublin genossen und ich kann mich noch ganz klar an den Tag und meine Gefühle erinnern. Mir wurde bewusst, dass ich alles richtig gemacht habe. Keine Frage, dass diese Zeit schwer war, aber Abbrechen kam nicht in Frage. Am 13. April habe ich dann gemerkt, dass mir das Warten wert war. Ich habe meine Familie sehr intensiv kennenlernen dürfen, was ohne Corona definitiv anders verlaufen wäre, trotz alle dem bin ich unendlich dankbar für diese Möglichkeit. Ich habe eine zweite Familie gewonnen und letztendlich habe ich auch ziemlich viel von Irland gesehen. Ich habe jede freie Minute ab dem 13. April genutzt. Ich habe neue Orte erkundet, mit meiner besten Freundin oder meiner Gastfamilie. Ich wurde zu Familienausflügen und Urlauben eingeladen, die ich herzlich angenommen habe.
Zurückblickend muss ich sagen, dass ich nichts bereue. Meine 11 Monate waren vielleicht anders als die Jahre der vorherigen Au Pairs, aber so ist es immer. Außerdem wäre es mir woanders nicht viel besser ergangen. Weltweit gab es mehrere Lockdowns und meine habe ich 2020 und 2021 in Irland verbracht. Außerdem habe ich ein paar Freundschaften geschlossen, aber dafür sehr enge und gute Freunde dazugewonnen. Also auch mit Corona konnte ich mein Auslandsjahr in vollen Zügen genießen. Ich habe sehr viel gelernt, ich habe von meiner Gastfamilie viel gelernt und ich habe viel über mich gelernt. Aber ich habe eine spezielle Sache in meinem Auslandsjahr gelernt. Ich habe gelernt, dass es egal ist welche Bedingungen sind, denn nur die Einstellung zählt.
Nadine :)