Demi Pair in Neuseeland

Erfahrungsbericht von Christoph

Der Gedanke, ein Jahr in einem anderen Land zu verbringen kam mir schon während meiner Schulzeit. Welches Land und welche Art von Aufenthalt es jedoch werden sollte, war mir anfangs völlig unklar. Sollte es „workandtravel“, „Au Pair“ oder eine Sprachschule sein?"

Ich wusste nur, dass ich meine in der Schule erlernten Englischkenntnisse unbedingt verbessern wollte. Relativ schnell und noch vor dem Abiturstart im Mai 2013 wurde mir dann klar, was ich wollte. Eine Mischung aus Au Pair und Sprachschule erschien mir als das perfekte Vorhaben.

Organisation und Vermittlung

Im Internet suchte ich nach passenden Angeboten. Ich habe dabei sehr viele Möglichkeiten entdeckt, wie eine sinnvolle Gestaltung eines Auslandsaufenthaltes aussehen könnte. Während meiner Recherche bin ich immer wieder auf die Organisation „ActiveAbroad“ gestoßen, welche ich noch von einem Vortrag auf einer Berufsmesse am Flughafen München her kannte. Irgendwie ist diese Adresse in meinem Kopf hängen geblieben und ich habe mich sehr bald mit „Activeabroad“ in Verbindung gesetzt. Die Ansprechpartner dort haben mir bei der Findung des richtigen Auslandsaufenthaltsprogramms sehr geholfen. Die Freundlichkeit der Mitarbeiter und die Qualität der Vermittlung haben mich überzeugt.

Der Plan war nun, als Demi Pair (Mischung aus Au Pair und Sprachschule) in ein englischsprachiges Land zu gehen. Zuerst kam mir Kanada in den Sinn. Aufgrund der beschränkten Anzahl von Visa war eine Buchung dort nicht mehr möglich. England war mir zu nah und die USA wirkte auch nicht attraktiv für mich. Am Ende bin ich auf Neuseeland gestoßen, obwohl ich überhaupt nichts über dieses Land wusste, außer dass es auf der anderen Seite der Welt liegt. Das machte mich letztendlich neugierig und ich setzte sofort meine Bewerbung als Demi Pair in Gang.

Anfangs war ich mir nicht sicher, ob es eine Gastfamilie geben würde, die auch einen männlichen Demi Pair aufnimmt. Ich war deswegen auch sehr überrascht und doch glücklich, dass die Vermittlung und Organisation durch „ActiveAbroad“ so reibungslos verlief.

Hinreise

Ich muss zugeben, dass ich in den Tagen vor meinem Abflug immer nervöser wurde. Das wurde jedoch gelindert, als ich ca. 1 Woche vor Reisebeginn meine Gastfamilie dann per Skype kennenlernte.Sie machte sofort einen sympathischen Eindruck auf mich, was mir letztendlich große Vorfreude auf die nächsten 7 Monate machte.

Meine Ankunft in Wellington in NZ hätte kaum schlimmer sein können, da nach 24 Stunden Flugzeit mein Koffer nicht an seinem Bestimmungsort angekommen war. Das Flughafenpersonal hat das sehr locker genommen und mir versichert, dass ich am nächsten Tag den Koffer wieder sehen würde. Das Gepäck kam dann auch wirklich am nächsten Tag unversehrt an. Das war schon mal ein erster Vorgeschmack auf die lockere Lebenseinstellung der Kiwis.

Meine Gastmutter hat mich persönlich vom Flughafen abgeholt und mit mir eine kleine Spritztour durch die Hauptstadt Wellington mit dem Auto gemacht. Im Laufe des Tages lernte ich den Rest meiner Gastfamilie, die beiden Kids und den Gastvater kennen und ich fühlte mich von Anfang an geborgen.

Einleben in neue Umgebung und Gastfamilie

Die erste Wochehatte ich Jetlag, erst dann konnte ich in aller Frische meine neue Umgebung bewusst wahrnehmen und kennenlernen. Was mir sofort auffiel war die Beschaffenheit der Wohnhäuser. Diese sind im Vergleich zu Deutschland sehr einfach gestaltet, jedoch hatte ich mich daran schnell gewöhnt und heimisch gefühlt. Das Haus hatte 2 Stockwerke ohne Keller. Ich hatte ein eigenes Zimmer mit Toilette und Bad. Oben haben sich meine Gastkinder ein Zimmer geteilt und nebenan war das Elternzimmer.

Der Ortsteil, in dem ich wohnte, heißt Miramar und ist ein Stadtteil von Wellington. „Windy Wellington“, wie der Name schon sagt, ist sehr bekannt für seine rauen und frischen Winde vom Meer. Es gab kaum einen Tag ohne Wind. Da ich jedoch im neuseeländischen Sommer dort war, gab es natürlich auch einige warme und schöne Tage. Das Baden im Meer war trotzdem kein Zuckerschlecken. Die kalten Meeresströmungen aus der relativ nahen Antarktis lassen das Wasser dort auch im neuseeländischen Sommer nicht viel wärmer als 18 Grad werden.

Meine Gastkinder hießen Lucas (10) und Liliana (7) und haben mich sofort akzeptiert und sich sehr auf die Zeit mit mir gefreut. Das hat man ihnen angemerkt und das hat mir das Einleben sehr erleichtert. Meine Gasteltern hießen Andrea und Peter. Sie ist Argentinierin und er kommt aus Kanada. Die Kinder waren sogar auf einer deutschen Sprachschule in Kanada und ihr Vater hatte sogar einige Zeit in Deutschland gelebt. Kommunikationsschwierigkeiten gab es somit nie. Natürlich haben wir überwiegend Englisch gesprochen. Während meines Aufenthaltes haben wir uns auch einen Hund zugelegt. Nach Absprache mit meiner Gastfamilie war das gar kein Problem für mich. Ich durfte ihm sogar seinen Namen geben. Fritzi war super.

Die Sprachschule, die ich besuchte, lag im Zentrum von Wellington. In der Einführungswoche wurden wir mit allen wichtigen Informationen vertraut gemacht und haben die Hauptstadt erkundet. Außerdem haben wir einen Einstufungstest geschrieben, um das Kursniveau zu ermitteln.

Leben im Alltag

Ich hatte mich sehr schnell in den Alltag eingewöhnt. Montags bis freitags war ich jeden Morgen zwischen 9 und 12 Uhr in der Sprachschule. Meistens konnte ich die Zeit danach frei nutzten. Um 15 Uhr habe ich meine Gastkinder von der Schule abgeholt, welche direkt gegenüber von unserem Haus war. Oft haben wir den Nachmittag auf dem Spielplatz der Schule verbracht. Lucas und Lili hatten natürlich auch andere Aktivitäten wie Klavierunterricht und Sport.

Meine Aufgabe in der Gastfamilie bestand überwiegend darin, dass ich mich während der Zeit, in der meine Gasteltern arbeiteten, um die Kinder kümmerte. Ich habe sie zu ihren Terminen gebracht und abgeholt, wofür mir auch ein Auto zur Verfügung gestellt wurde. In der Zeit, in der die Kids beschäftigt waren, habe ich auch leichte Haushaltstätigkeiten ausgeführt wie Staubsaugen, Wäsche waschen und Aufräumen. Ich bin auch fast täglich mit dem Hund Fritzi Gassi gegangen. Abends war die Familie immer komplett und Andrea, meine Gastmutter hat meistens gekocht. Ich hab ihr des Öfteren geholfen. Zusammen haben wir dann Lucas und Lili ins Bett gebracht. Die Abende war ich überwiegend alleine mit den Kids, da Peter auch nachts viel arbeiten musste und Andrea am Abend ihre Freizeit nutzen wollte. An den Wochenenden durfte ich machen was ich wollte. Trotzdem habe ich mich oft freiwillig um die Kinder gekümmert. Meine Gastfamilie hat mir sehr viel Freizeit gegeben, auch unter der Woche. Ich hatte meine Aufgaben in der Familie nieals Arbeit empfunden. Ich habe mich immer als Teil der Familie gefühlt und wurde auch so behandelt. Das war für mich sehr wichtig. Die gemeinsamen Ausflüge waren immer sehr schön.

Sprachschule

Angefangen hatte ich im Intermediate Englisch Kurs. Meine Englischkenntnisse haben sich jedoch so schnell gesteigert, dass ich nach wenigen Wochen schon dem Advanced Kurs beitreten durfte. Wegen der hohen Anzahl an deutschen Schülern galt ein striktes „Deutsch-Sprechverbot“. Es musste zu jeder Zeit Englisch geredet werden.Die kulturelle Vielfalt an der Sprachschule war trotzdem spürbar aufgrund der Schüler, die aus den verschiedensten Ländern kamen. Ich konnte sehr schnell neue Kontakte knüpfen; die Atmosphäre war toll.

Die Sprachschule organisierte ein wöchentliches Freizeitprogramm. Sehr beliebt waren die Kinonachmittage, die gemütlichen Treffen im Cafe oder in der Bar, Konzerte und sportliche Aktivitäten. An Wochenenden wurden manchmal auch Ausflüge in die nähere oder weitere Umgebung angeboten.

Ab Januar nahm ich an einem 12-wöchigen CAE-Kurs teil, in dem ich dann auch den Test im April bestand und somit ein Sprachzertifikat mit C1 Level erlangte. Ich hätte nie geglaubt, solche Fortschritte in Englisch zu machen.

Freizeit und Reisen

Natürlich habe ich mir auch Zeit genommen um Neuseeland zu entdecken. In den Weihnachtsferien besuchte mich sogar mein Vater für 2 Wochen, mit dem ich die Nord- und Südinsel Neuseelands ausgiebig erkundete. Das Land ist so facettenreich und hat so viel zu bieten, dass es unmöglich war alles zu sehen. Im Land der Kiwis lernte ich außerdem die Definition von „Natur pur“ erst richtig kennen. Die Schönheit Neuseelands ist in Worten gar nicht zu fassen. Man muss diesen herrlichen Flecken Erde einfach gesehen haben. Ganz besonders das Fjordland auf der Südinsel und die vulkanischen Aktivitäten auf der Nordinsel haben mich fasziniert.

In Neuseeland konnte ich mir ich mir außerdem einen besonderen Herzenswunsch erfüllen, einen Tandemsprung aus einigen tausend Metern Höhe, ein für mich unvergessliches Erlebnis.

Heimreise

Diese Zeit hat sich im Endeffekt als die härteste Zeit des ganzen Aufenthalts herausgestellt; das ging aber dem größten Teil der anderen „Demi-Pairs“genauso. Man hatte sich über die Monate an eine neue und wirklich coole Heimat gewöhnt. Die Gastfamilien, insbesondere die Kinder, sind einem ans Herz gewachsen. Auch die lockere und sorgenfreie Lebenseinstellung der Kiwis mit ihrer Unbeschwertheit habenmich infiziert. Der Abschied von Neuseeland und der Gastfamilie am Flughafen ist mirsomit nicht leicht gefallen.

Auf dem Rückflug machte ich mir noch drei schöne Tage in Abu Dhabi, bis ich dann schließlich von Familie und Freunden am Flughafen in München mit großer Freude empfangen wurde. Das war wiederum ein ergreifender Moment. Ich konnte mich nach der Rückkehr schneller wieder an Zuhause gewöhnen, als ich gedacht hatte. Trotzdem vermisse ich die Zeit in Neuseeland sehr oft. Ich hoffe, dass ich noch häufig und auch bald wieder in diese für mich liebgewonnene zweite Heimat zurückkommen kann."

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