Au Pair in Finnland
Erfahrungsbericht von Tessa
Neue Kultur, neue Sprache, neue Menschen, viele Wälder und Seen - aber vor allem viele Saunen. Warum ich mich für Finnland entschied und es jederzeit wieder tun würde.
Schon immer interessierte ich mich sehr für die nördlichen Länder. Ob Schweden, Norwegen, Island oder Finnland. Die Idee dort auch ein Jahr nach meinem Abitur als Aupair zu verbringen, kam mir durch eine liebe Freundin, die mir von Active Abroad erzählte. So bewarb ich mich mit Hilfe der Agentur zunächst für einen Aufenthalt in Norwegen. Nach ein paar Wochen des Wartens entschied ich mich dann, meine Suche auch auf Schweden und Finnland zu erweitern. Bereits nach ein paar wenigen Tagen meldete sich eine finnische Gastfamilie bei mir, welche sich von Anfang an hilfsbereit und sehr familiär zeigte. Nach einem weiteren langen, netten Gespräch traf ich recht schnell eine Entscheidung und sagte ihnen zu. Ende August war es dann endlich soweit und ich verließ Deutschland mit einem riesigen Koffer voll warmer Klamotten und jede Menge Nervosität.
Dort angekommen begrüßte mich meine Gastmutter sehr herzlich am Bahnhof von Tampere und erzählte mir auf dem Weg nachhause bereits viel über Finnland, die Kultur, ihre Sprache und alltägliche Dinge. Bereits nach ein paar Tagen war mir bewusst, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte mit Finnland und der Familie. Von Anfang an wurde ich als Familienmitglied integriert, in Entscheidungen mit einbezogen und meine Gasteltern hatten immer ein offenes Ohr für mich.
Meine Arbeit fing jeden Tag zwischen 11 und 12 Uhr an. So hatte ich vormittags immer etwas Zeit für mich, bevor es losging. Nach etwas Hausarbeit, wie Wäsche waschen, bügeln und die Küche aufräumen, kamen die Mädchen nachhause. Zweimal die Woche holte ich sie zudem von der Schule ab. Nach einem gemeinsamen Mittagessen half ich (so weit es ging mit meinem Finnisch) bei ihren Hausaufgaben und fuhr sie dann entweder zu Hobbies, Freunden oder betreute sie einfach zuhause bis die Eltern von der Arbeit kamen. Da sie recht flexible Arbeitszeiten hatten bei denen auch spontan mal eine Änderung vorkam, hatte ich jede Woche einen anderen Plan. Dies störte mich jedoch nicht im geringsten, da sie dementsprechend entgegenkommend waren! Zu meinen täglichen Aufgaben gehörte auch, dass ich mit dem Hund spazieren ging und seit Beginn der Skisaison mit den Mädels zum nahgelegenen Skicenter ging, um regelmäßig für den anstehenden Urlaub in Lappland zu üben. Den Abend hatte ich dann meistens wieder frei, verbrachte ihn aber oft zusammen mit meiner Gastfamilie. So kochte ich beispielsweise fast täglich mit meinem Gastvater oder führte mit meiner Gastmutter Gespräche über Gott und die Welt.
An den meisten Wochenenden hatte ich Zeit um in die Stadt zufahren und konnte gelegentlich auch schon Donnerstagabend oder Freitag früh los, je nach dem was ich geplant hatte und es mit meiner Familie vereinbaren konnte. Da meine Gastfamilie eine halbe Stunde von der zweitgrößten Stadt (Tampere) entfernt wohnt, boten sie mir sogar eine Möglichkeit, um an den Wochenenden dort zu übernachten. Bereits in den ersten Wochen habe ich sehr viele andere Aupairs aus aller Welt (darunter natürlich auch einige Deutsche) kennengelernt und mit einigen wirklich Freundschaften geschlossen. Aber auch mit ‚echten’ Finnen und manchen aus dem Sprachkurs habe ich mich angefreundet. Diesen besuchte ich immer Montags für 3 Stunden von September bis April an der Universität. Glücklicherweise hatten wir eine geduldige, nette Sprachlehrerin, die uns immer wieder aufs neue mit unverständlichen Regeln überraschte. Von Zeit zu Zeit verstand ich immer mehr was meine Gasteltern mit den Gastkindern redeten und auch ich konnte mich dadurch besser mit den Kindern verständigen. Zu Beginn ist das Finnische allerdings recht befremdlich, da es wirklich so gar keine Gemeinsamkeiten mit dem Deutschen hat. Für alle die sich noch nichts darunter vorstellen können ein kurzes Bespiel: ‚Minä olen Tessa ja olen saksalainen mutta nyt asun Tamperella, Suomessa.‘ Für mich wirkte es die ersten Wochen, als hätte man wahllos Buchstaben aneinander gereiht, vertauscht und geändert bis es sich so komisch wie nur möglich anhört. Trotzdem hatte ich beschlossen, den zweiten Kurs zu belegen, da es eben so anders und spannend zu lernen ist! Allerdings ist das keine Notwendigkeit, um sich zu verständigen. In Finnland spricht wirklich jeder englisch!
An den Wochenenden war ich dann entweder in Tampere unterwegs, traf Freunde oder besichtigte mit Ihnen Städte wie Vaasa, Pori, Helsinki, Tallinn oder flog für ein Wochenende nach Danzig. Für den restlichen Aufenthalt sind noch Lappland mit meiner Gastfamilie, Stockholm und St. Petersburg geplant, da man von Finnland aus sehr gute Möglichkeiten hat diese Städte zu erreichen!
Landschaftlich ist Finnland in jeder Jahreszeit wirklich wunderschön. Als ich im Spätsommer ankam, war noch alles grün und meine Mädchen gingen sogar noch schwimmen im nahegelegenen See. Den Herbst hatte ich in Deutschland noch nie in so intensiven Farben erlebt. Oft gingen wir an Seen spazieren, die Sonne schien und die Bäume leuchteten in allen Farben. Mit dem Herbst kam dann langsam die Dunkelheit und damit der Winter. Zu Beginn war es recht ungewohnt, dass die Sonne tatsächlich erst um 10 aufging und es gegen halb 3-3 bereits wieder dämmerte. Doch auch das war seine Erfahrung definitiv wert. Zwischendurch gab es auch sonnige Tage und ich erlebte richtige Winterlandschaften mit Unmengen an Schnee und teilweise -25Grad, woran man sich aber auch gewöhnen kann mit den richtigen Klamotten. Meine Gasteltern schwärmen schon vom Frühling, dementsprechend gespannt bin ich.
Meine Zeit in Finnland hat mich in einiger Hinsicht wirklich weitergebracht. Durch die vielen, neuen Menschen und Situationen, welchen man ständig begegnet, wird man offener, toleranter, unvoreingenommener. Nach 2 stressigen Jahren vor dem Abitur hatte ich endlich mal wieder Zeit für mich, auch um mir über Studium und ähnliches klar zu werden und da ich mich hier wie zu Hause fühle, werde ich wahrscheinlich 3 weitere Jahre in Finnland verbringen, wenn alles mit der Aufnahme an der Universität in Tampere klappt. Ich weiß, dass ich immer ein zweites zuhause bei meiner Gastfamilie haben werde und bin Ihnen für alles wirklich sehr dankbar!
Jedem würde ich ein paar Monate hier im kalten, verschneiten Finnland von Herzen empfehlen. Sauna und Wälder bewirken tatsächlich Wunder und die Finnen zählen nicht umsonst zu einer der glücklichsten Nationen!
Liebe Grüße und viel Erfolg bei eurer Entscheidungsfindung, Tessa