Au Pair in Island
Erfahrungsbericht von Laura
Seit 3 Wochen bin ich wieder zurück, zu Hause in Deutschland.
Komisch, wieder da zu sein und ich brauchte wirklich erst einmal ein paar Tage Eingewöhnungszeit. Denn die letzen 9 Monate haben mich verändert und all die Erlebnisse haben mich geprägt.
Die Zeit in Island werde ich definitiv nie vergessen. Ich habe meinen Koffer gepackt, um Angst vor dem Unbekannten zu bekommen. So genau wusste ich nicht worauf ich mich da eingelassen habe. Auf diese komplizierte, kaum aussprechbare Sprache. En það er ekkert mál núna!
Auf Sommertage die wirklich kein Ende nehmen, weil die Sonne nie untergeht im Sommer.
Auf lange Winternächte, die kein Ende nehmen, weil die Sonne sich fast 3 Monate nicht blicken lässt.
Auf ein Leben mit mir vorher völlig fremden Menschen.
Auf eine vollkommen andere Kultur und Mentalität.
Trotzdem habe ich mich darauf eingelassen, mir ein völlig neues und anderes Leben aufzubauen.
Ich habe in der Zeit sehr gute Freunde gefunden, eine neue Familie liebgewonnen und ein zweites Zuhause gefunden.
Island ist einfach wunderbar, so wie ich es mir seit kleinster Kindheit immer vorgestellt habe.
Nur hier gibt es die Mitternachtssonne, unendliche Weiten, dünn besiedeltes Land, Kinder die bei jedem Wetter draußen im Kinderwagen Mittagsschlaf halten, Türen die nie abgeschlossen werden, Autos bei denen der Schlüssel immer im Schloss steckt, malerische Fjorde, das Meer direkt vor dem Küchenfenster, Nordlichter, entspannte und sehr spontane Menschen, Gelassenheit, Ruhe und natürlich jede Menge Schafe, Pferde, Wale, Polarfüchse und Papageientaucher.
Meine Gastfamilie habe ich direkt ins Herz geschlossen. Besonders mein kleines Gastkind, der einjährige Númi hat mein Herz im Sturm erobert.
Meine Gastfamilie bestand aus meiner deutschen Gastmutter, meinem isländischen Gastvater, dem einjährigen Númi und in den Ferien waren noch die beiden 12- und 8-jährigen Kinder meines Gastvaters da. Neben meiner Gastfamilie habe ich noch die riesige Verwantschaft von amma og afi zu den Urgroßeltern kennengelernt.
Wir haben zusammen bei den Großeltern Weihnachten gefeiert. Das war sehr besonders und anders als in Deutschland. Es gab sehr viel zu essen vom geräucherten Braten über karamellisierte Kartoffeln und Milchreis mit einer Mandel. Neben sehr vielem und gutem Essen gab es noch eine riesige Geschenkeflut, sodass die Bescherung ganze zwei Stunden gedauert hat. An den Weihnachtsfeiertagen hatten wir auch ziemliches Schneechaos mit über einem halben Meter Schnee, sodass wir noch ein paar Tage länger bei den Großeltern bleiben mussten, weil die Straßen gesperrt waren.
Auch Silvester war wieder ein Familienfest. Neben einem riesigen Braten diesmal mit einem großen Feuer und natürlich Silvesterraketen ohne Ende.
Das Leben in Ísafjördur, der Stadt in der ich lebte, unterscheidet sich definitiv von dem Großstadtleben in Reykjavik. Man muss sich schon wirklich drauf einlassen, dass um einen rum nur 3000 Menschen leben, man besonders im Winter vom Wetter abhängig ist, man zum nächsten Dorf durch einen einspurigen Tunnel fahren muss, man keine großartigen Einkaufsmöglichkeiten hat und man außer den Westfjorden nur wenig vom Land sehen kann, weil durch die vielen Fjorde die Wege doch sehr lang sind.
Wenn man sich aber auf das Abenteuer Island einlässt lernt man das isländische Leben auf eine wunderbare, familiäre Weise kennen. Mit meiner Gastfamilie bin ich viel wandern gegangen, wir sind mit dem Segelboot rausgefahren, haben auch mal Urlaub bei Reykjavik im Sommerhaus mit hotpot im Garten gemacht, sind oft schwimmen gegangen und haben im heitir pottir über Gott und die Welt geredet.
Ich bin dankbar für alles, was ich erlebt habe. Die Arbeit hat mir Spaß gemacht und am Ende habe ich richtiges Bleibweh bekommen. Definitiv werde ich wiederkommen! Das war die beste Entscheidung meines Lebens und ich bin selbstbewusster, verantwortungsvoller, entspannter und spontaner geworden. Sjáumst og bless!