Demi Pair in Australien

Erfahrungsbericht von Katharina

"Sechs Monate Australien nach dem Abitur. Ein Traum von vielen in meinem Alter, den ich mir erfüllen konnte.

Ich wusste, dass ich nach meinem Abitur im Juni 2019 nicht direkt an die Uni wollte, sondern die Zeit anders nutzen wollte - schließlich kriegt man von überall zu hören „So viel Zeit, wie nach dem Abi, hat man nie wieder“. Ich habe mich lange informiert, verschiedene Möglichkeiten recherchiert und mich letztendlich dazu entschieden Demi Pair in Brisbane, Australien zu werden. Die Idee in einer Gastfamilie zu leben hat mir von Anfang an gefallen. Schließlich kann man ein Land, seine Kultur und Eigenschaften nicht besser und näher kennenlernen. Trotzdem wollte ich die Möglichkeit haben auch mein eigenes Ding machen zu können und nicht den ganzen Tag in der Gastfamilie zu sein. Das Demi Pair Programm schien mir dafür die perfekte Lösung, weil ich dadurch eine Sprachschule besuchen, mein Englisch um einiges verbessern und viele interessante junge Menschen in meinem Alter aus gefühlt allen Ländern dieser Welt kennenlernen konnte.

Die Sprachschule, die ich besuchte, war für mich ein einzigartiger, multikultureller Ort, an dem ich mich vom ersten Tag an wohlgefühlt habe. An meinem ersten Tag musste ich einen kleinen Test machen, damit ich in die richtige Klasse mit dem richtigen Level komme. Insgesamt gibt es in der Schule von absoluten Anfängern bis zu den Fortgeschrittenen sechs Klassen. Man darf sich den Unterricht in der Sprachschule nicht so vorstellen wie Englischunterricht an einer deutschen Schule, da ausschließlich Englisch geredet wird – anders geht es ja auch gar nicht, wenn man in einer Klasse mit Leuten von überall sitzt. Wir hatten zwar einen Lehrer, jedoch war dieser mehr oder weniger einfach nur ein „Moderator“, der unsere Gespräche auf bestimmte Themen gerichtet hat und jeden dazu ermutigt hat zu reden. Ab und zu haben wir auch Grammatik geübt, weil natürlich auch das notwendig ist, wenn man sich verbessern will. Alles geschah jedoch in total lockerer Atmosphäre, weshalb ich mich jeden Tag gefreut habe zur Schule zu gehen und an meinem letzten Schultag sehr traurig war, als es hieß Abschied zu nehmen.

Nach der Schule fing dann die „Arbeit“ als Au Pair in meiner Gastfamilie an. Das Wort Arbeit ist meiner Meinung nach jedoch ein bisschen übertrieben, da ich Zeit mit meiner Gastschwester zu verbringen oder meiner Gastmutter im Haushalt zu helfen nie als solche wahrgenommen habe.
Bevor ich anfange darüber zu berichten, muss ich vorweg nehmen, dass ich das größte Glück mit meiner Gastfamilie hatte und nur über diese schwärmen könnte. Ich bin dankbar für alles, was sie mir ermöglicht haben und meine Gastmutter, mein Gastvater und meine Gastschwester (sie ist zehn Jahre alt) werden für immer einen Platz in meinem Herzen haben. Trotzdem ist es normal, wenn man manchmal mal einen nicht so guten Tag hat, seine Familie und zu Hause ein bisschen mehr vermisst und mal seine Ruhe braucht. Man muss sich immer bewusst sein – so gern man seine Gastfamilie auch hoffentlich hat – dass es nicht die eigene Familie ist. Jede Familie hat ihre Eigenarten, eigene Routinen und Traditionen. Das kann an dem Land und der Kultur liegen, aber auch einfach an der Familie. Für meine Gastfamilie war es zum Beispiel das normalste der Welt jeden (!!!) Abend vor dem Fernseher das Abendessen zu essen. Das mag für den ein oder anderen vielleicht normal sein, jedoch war ich es von zu Hause ganz anders gewohnt; das Abendessen war sonst immer ein Ort, an dem man über seinen Tag redet und sich austauscht. Naja... daran habe ich mich mehr oder weniger nach ein paar Wochen gewöhnt. Das ist nur ein Beispiel von vielen, das gut widerspiegelt, dass, auch wenn es Dinge gibt, die einem nicht gefallen, nicht unbedingt alles schlecht ist und man dadurch das eigene zu Hause ein bisschen mehr zu schätzen lernt . Zurück zu meiner „Arbeit“; als Demi Pair war klar, dass meine Gastfamilie mich nicht für viele Dinge braucht. Zu meinen Hauptaufgaben zählte meine Gastschwester von der Schule zu holen und sie zu beschäftigen bis meine Gastmutter von der Arbeit kam. Drei Mal die Woche sollte ich dann noch den Wohnbereich saugen, allgemein dafür sorgen, dass es ordentlich ist und einmal die Woche etwas ordentlicher putzen. An den Wochenenden hatte ich immer frei, d.h. ich hatte keine Aufgaben und konnte (mehr oder weniger) machen was ich will. Ich habe die Wochenende oft genutzt, um mit neuen Freunden irgendwo hinzufahren und so viel wie möglich zu erleben. Trotzdem gab es auch Wochenenden, an denen ich zu Hause blieb und eine Film nach dem anderen mit meiner Gastschwester guckte. An Wochenenden, an denen ich nirgendwo hinfuhr, habe ich versucht so viel wie möglich zu helfen, da es ja auch schließlich zu der Zeit mein zu Hause war und ich auch meinen Gasteltern ein entspanntes Wochenende ermöglichen wollte. Der Abschied von meiner Gastfamilie fiel mir schwer und ich war traurig darüber, mein neues, zweites zu Hause zu verlassen. Ich habe immer noch Kontakt mit ihnen und freue mich schon darauf, wenn sie mich am Ende diesen Jahres besuchen kommen!

Ich bin froh jetzt wieder zu Hause in Deutschland zu sein. Die Zeit in Australien war eine ganz besondere für mich, die ich niemals vergessen werde. Ich liebe das Land, seine Natur und Städte und die Menschen. Ich kann jedem, der die Möglichkeit hat, nur empfehlen solch eine Erfahrung zu machen."

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