Au Pair in Island

Erfahrungsbericht von Anna

Es ist Juli, das Abitur ist geschafft. Doch nun stellt sich bei vielen die Frage: Was kommt als Nächstes? Während einige bereits einen klaren Plan für ihre Zukunft haben, geht es den meisten anders. Viele überlegen, ein Jahr zu arbeiten, bevor sie ihr Studium beginnen. Andere denken an ein freiwilliges soziales Jahr oder träumen davon, zu reisen. Warum also nicht alles miteinander verbinden und als Au-pair ins Ausland gehen?

Hallo, ich bin Anna, 19 Jahre alt, und seit drei Monaten als Au-pair in Island. 

Island, das Land, das Feuer und Eis vereint, ist berühmt für seine atemberaubend schöne Landschaft mit ihren beeindruckenden Wasserfällen, Geysiren und heißen Quellen. Doch Island ist auch für seine ständigen Wetterwechsel bekannt. Ein isländisches Sprichwort, das mir meine Gasteltern gleich zu Beginn beibrachten: „Ef þér líkar ekki veðrið, bíddu í fimm mínútur.“ Das bedeutet so viel wie „Wenn dir das Wetter nicht gefällt, warte fünf Minuten.“ Und tatsächlich, oft dauern Regenschauer nur kurz an und nicht selten zeigt sich danach die Sonne.

Ich habe mich für ein Au-pair in Island entschieden, weil mich die Natur dieses Landes sehr fasziniert hat. Selbstverständlich hatte ich im Voraus meine Zweifel, vor allem aufgrund der Sprachbarriere, doch in den meisten Situationen macht das überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, man lernt dazu. Ich bin wirklich überrascht, wie schnell sich mein Wortschatz erweitert hat, allein durch das Sprechen meiner Gasteltern mit den Kindern. Heute spreche ich mit der Kleinen hauptsächlich Isländisch, und das ohne Sprachkurs.

Am 4. April bin ich in Island gelandet und kam aus 25 Grad Sonnenschein in leichten Schnee, was ein sehr ungewöhnliches Wetter für den April ist. Das hat zunächst dazu geführt, dass ich meine Entscheidung etwas hinterfragt habe. Doch alle Zweifel verschwanden, als mich meine Gastmutter herzlich in den Arm nahm. In meinem neuen Zuhause angekommen, fühlte ich mich bei diesen eigentlich fremden Menschen sofort wohl. Es hat einfach sofort Klick gemacht, und ich konnte von Anfang an ich selbst sein, was eine große Last von mir genommen hat.

Meine Gasteltern haben zwei Kinder: einen 8-jährigen Jungen und ein etwa 1 1/2-jähriges Mädchen. Meine Hauptaufgabe besteht darin, mich von 8 bis 16 Uhr um die Kleine zu kümmern. Dabei übernehme ich auch kleine Haushaltsaufgaben wie das Ausräumen der Spülmaschine oder Staubsaugen, die jedoch eher zweitrangig sind.

Ich lebe in einem Vorort von Reykjavik und konnte dank meiner Gasteltern gleich zu Beginn Kontakte knüpfen. Auch später fiel es mir leichter als gedacht, neue Freunde zu finden. Manchmal muss man einfach den Mut aufbringen und Leute ansprechen. So habe ich wunderbare Freunde gefunden, die ebenfalls Kinder im Alter meiner Kleinen haben. Wir treffen uns fast täglich vormittags, gehen mit den Kleinen auf den Spielplatz, ins Schwimmbad, in ein Kindercafé oder Ähnliches, was meine Zeit hier noch schöner macht.

So haben sich meine anfänglichen Zweifel schnell in Luft aufgelöst. Spätestens beim Anblick der Polarlichter, die ich mit viel Glück im April noch sehen konnte, wusste ich, dass meine Entscheidung die richtige war. Natürlich vermisst man die Familie und Freunde, aber das gehört zu einer solchen Erfahrung dazu. Die Zeit vergeht wie im Flug. Heute sind bereits drei von viereinhalb Monaten vergangen, und ich bin immer noch mehr als glücklich, hier zu sein und all diese Erfahrungen sammeln zu dürfen. Selbstverständlich freue ich mich auch darauf, bald wieder bei meiner Familie und in gewohnter Umgebung zu sein, aber diese Erfahrung ist einmalig. 

Wenn ihr gerne Zeit mit Kindern verbringt und etwas Neues von der Welt sehen wollt, kann ich euch einen Au-pair-Aufenthalt nur ans Herz legen! Und aus Erfahrung kann ich Island als Reiseziel durchaus empfehlen :) Ich habe hier ein zweites Zuhause gefunden, und das hoffentlich für immer!

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