Au Pair in Frankreich

Erfahrungsbericht von Madlen

"Euch interessieren Fremdsprachen, neue Kulturen und die Arbeit mit Kindern? Dann wird euch ein Au Pair Aufenthalt im Ausland sehr zusagen.

Ich persönlich mochte Kinder schon immer und konnte mir gut vorstellen, eines Tages mit ihnen zu arbeiten. Da ich von der französischen Sprache sehr fasziniert bin, entschied ich mich dazu, nach dem Abitur für 10 Monate als Au Pair nach Frankreich zu gehen. Und es war die perfekte Entscheidung. Meine Reise begann am 14. September 2019 mit sehr gemischten Gefühlen, da es mir schwerfiel, meine deutsche Familie zu verlassen. Jedoch wurde ich in Lyon direkt herzlich von meiner Gastfamilie in Empfang genommen und aus der Trauer wurde direkt neuer Mut. Auch meine anfänglichen größeren Sprachschwierigkeiten legten sich relativ schnell, da ich durch die Zusammenarbeit mit den Kindern rapide Verbesserungen feststellen konnte. Als Gastkinder hatte ich zwei Jungs (7, 12) und ein Mädchen (8) zu betreuen. Alle drei waren gut erzogen, interessierten sich für mich und meine Kultur und erleichterten mir somit das Eingewöhnen in meinen neuen Arbeitsalltag sehr. Meine Tätigkeit bestand in der Nachmittagsaufsicht inklusive Bewältigung der Hausaufgaben, sowie der Tagesgestaltung am Mittwoch, da die beiden Kleinen an diesem Tag keine Schule hatten. Meine Gastfamilie band mich komplett in ihr Familienleben ein und brachte mir die französische Kultur auf vielen Ebenen immer näher. Somit lernte ich die typische „cuisine française“, viele französische Familien aus den unterschiedlichsten Regionen Frankreichs und neue Städte wie Dijon, Chalon-sur-Saône, Bordeaux und Paris kennen. Durch die Besichtigungen anderer Regionen merkte ich, wie heimisch ich mich bereits in Lyon fühlte. Von da an war das Wahrzeichen meiner Ville préférée nicht mehr der Fernsehturm, sondern die Basilique Notre Dame de Fourvière.
Um mein Französischniveau zu verbessern, traf ich bereits anfangs die Entscheidung, täglich für 3 Stunden eine Sprachschule zu besuchen. Dies ermöglichte mir auch, Kontakte zu anderen Sprachschülern und AuPairs aus der ganzen Welt zu knüpfen und ein Leben außerhalb der Gastfamilie zu führen. Die Monate vergingen, ich verbrachte viele schöne Momente mit meiner Gastfamilie und meinen Freunden. In der dunklen Jahreszeit hingegen fiel alles etwas schwerer. Die Tage wurden immer kürzer und kälter, meine deutsche Familie fehlte mir. In dieser Zeit half es mir sehr, Freunde vor Ort zu haben und auch, mich an meinen sprachlichen Verbesserungen hochziehen zu können. Das Weihnachtsfest in einer neuen Kultur und Familie empfand ich als sehr aufregend. Ich lernte neue Traditionen, wie das Essen sehr hochwertiger Speisen oder den Weihnachtsgottesdienst kennen. Gelernt habe ich währenddessen aber auch: Je mehr Neues man kennenlernt, desto mehr weiß man Altes zu schätzen.

Nach und nach schmiedete ich gemeinsam mit meinen Freunden Pläne für den Frühling, unter anderem einen Urlaub an der Côte d’Azur. Das Coronavirus machte uns dabei allerdings einen Strich durch die Rechnung. Schnell wurde das „Confinement“, die Ausgangssperre, verhangen und es hieß, zu Hause zu bleiben. Diese Zeit war für viele AuPairs etwas schwieriger, da man seinen kompletten Alltag in der Gastfamilie zu verbringen hatte. Ich muss allerdings sagen, dass sich meine Bindung sowohl zu den Kindern als auch zu den Gasteltern in dieser Phase sehr verstärkt hat. Je mehr Zeit man mit der Gastfamilie verbringt und je mehr Kraft man investiert, desto schöner kann die Zeit werden. Demnach vergingen die letzten Monate besonders schnell. Es hieß, nochmal alles in vollen Zügen zu genießen, jeden Moment mit den Kindern auszukosten, bevor man es dann nur noch Revue passieren lassen kann. Demnach erkundete ich mir noch unbekannte Städte wie Vienne, Annecy, Avignon und Grenoble. Allerdings verging die Zeit dann eben noch schneller… Somit begannen im Juli die Sommerferien in Frankreich und für mich hieß es, Abschied zu nehmen. Es fiel mir unglaublich schwer, mein neues Zuhause, meine zweite Familie und all meine Bekanntschaften hinter mir zu lassen, um wieder in das gewohnte Umfeld zurückzukehren, was mir dann plötzlich gar nicht mehr so gewohnt vorkam.
Rückblickend kann ich sagen, dass es das ereignisreichste und prägendste Jahr meines bisherigen Lebens war. Diese Erfahrung und alle Momente, die man mit einem solchen Auslandsaufenthalt verbindet, wird man nie wieder vergessen. “Es liegt eine Art Magie über dem Fortgehen, um dann völlig verändert zurückzukehren.” – Kate Douglas Wiggin"

Alle Erfahrungsberichte